Ritzen und Krallen

Manche Menschen ritzen sich, andere krallen sich an sich fest. Beides kann sehr ähnliche Spuren hinterlassen. Diese ähnlichen Spuren führen dann leicht zu Fehlinterpretationen.

Zwischen Ritzen und Krallen liegt ein sehr gravierender Unterschied.

Beim Ritzen soll jemand verletzt werden, der enttäuschend gehandelt hat oder handelt. Richtet sich das Ritzen gegen die Person selbst, fühlt sie sich un- und unterbewusst von sich selbst verlassen und enttäuscht. Es entsteht dabei eine massiv selbstzerstörerische Wut, die ein Ventil sucht. Kratzen ist eine mögliche Variante von Ritzen, mit einer unterschiedlichen Waffe.

Beim Krallen krallt man sich, in Situationen erlebter ohnmächtiger Unsicherheit, an Personen oder Dingen fest, die eine un- oder unterbewusste Sicherheit darstellen. Krallt man sich dabei an sich selbst fest, so ist man für sich die einzige Person, die un- und unterbewusst eine entsprechende Sicherheit darstellt. Dies geschieht völlig unabhängig davon, welche Personen dabei sind und welche Sicherheit die anwesenden Personen nach gesellschaftlichen Vorstellungen darstellen sollten. Un- und unterbewusst fehlt den anderen anwesenden Personen die nonverbale Übermittlung einer ausreichenden Sicherheit an die unsichere Person.

Aus unserer CoreReinformer-Sichtweise ist ein erheblich unterschiedlicher Arbeitsaufwand damit verbunden.

Bei einer Person, die sich ritzt, müssen weit über 150 blockierende Kontaktmarker neutralisiert werden. Alles Kontaktmarker, die das Vertrauen der Person in sich selbst beeinträchtigen.

Bei einer Person, die sich an sich festkrallt, sind es hingegen nur einzelne oder sehr wenige Kontaktmarker, die neutralisiert werden müssen. Nur die Kontaktmarker, welche für die erlebte Unsicherheit verantwortlich sind, müssen neutralisiert werden. Die Person selbst hat genug Selbstvertrauen und Selbstsicherheit. Dies zeigt sie schon dadurch, dass sie sich an sich selbst festkrallt statt an einer anderen Person.

Hierzu noch eine aktuelle Information aus dem Herbst 2023: Wir haben im Herbst eine Abfolge von fast 20 Mikrokontexten entdeckt, die alle im Kontext „Essen am Tisch“ zu sehen sind. Zu unserem großen Erstaunen lässt sich mit der Neutralisierung dieses Komplexes die selbstzerstörerische Wut beenden. Diese Erfahrung konnten wir bei allen Forschungsklienten machen.

(Stand Februar 2024)